15.10.2024:
Der Grundkurs – jede große Reise beginnt mit dem ersten SchrittZiel des Grundkurses ist es, dass man lernt, dass Tanzen zu zweit Spaß macht und dass man sich gemeinsam entspannt auf dem Parkett bewegen kann. Was und wie genau das funktioniert, beschreibe ich in diesem Artikel. Das wichtigste zuerst: wenn Sie beim Beginn des Kurses nicht unmittelbar und sofort (in den ersten Minuten!!!) mit Ihrem Partner, mit Anfassen, in Tanzhaltung, und zur Musik tanzen, dann stimmt was nicht, und zwar mit der Tanzschule! Suchen Sie sich schnell eine bessere Schule!
Ziel: Mittanzen können
Auf die Frage, wie lange ein Grundkurs bei uns dauert, antworte ich: "Bis der führende Part die Parkett-Reife für das Paar feststellt". Parkett-Reife bedeutet, dass man – ohne Hilfe des Tanzlehrers – Musik erkennt und den passenden Tanz dazu auswählt, den geführten Partner auf einen passenden Start-Fuß stellt, stressfrei auf der Fläche (im Verkehrs-Fluß) mittanzen kann, auch wenn die Fläche voll ist. Perfekt für das Überprüfen der Parkett-Reife wäre, wenn man all das nicht nur mit dem eigenen Partner, sondern auch mit einem anderen Partner schafft und nicht nur im geschützten Bereich der eigenen Tanzschule, sondern auch draussen, auf der freien Wildbahn, auf einer Hochzeit oder einem Ball. Daraus ergibt sich gleich die nächste Frage: Wie lange dauert es, bis man Parkett-Reife hat? Die Antwort hierauf ist: Das ist individuell sehr unterschiedlich. Aber klar ist beim Tanzen-Lernen: Viel hilft viel! Daher bieten wir in der Tanzschule Frankfurt auch mehrere Termine unter der Woche und am Wochenende an, damit man – wenn es Spaß macht und man üben will – auch immer einen Kurs findet, der in den eigenen Zeitplan passt. Oder vielleicht auch mehrfach in der Woche zum Tanzkurs kommt.
Was lernt man im Grundkurs?
Idealerweise lernt man, zusammen zu tanzen. Das bedeutet, er* bewegt sich und sie* synchronisiert sich und bewegt sich mit ihm mit – Führen und Mitmachen. Im nächsten Schritt würde er dann Richtungen und Figuren führen und sie mittanzen und den Einladungen, die er mit seiner Führung ausspricht, folgen und sie ausführen. In welchen Tänzen das genau passiert, ist meiner Ansicht nach ziemlich egal.
Aber zurück zu Führen/Folgen, denn das ist viel bedeutender für den gemeinsamen Spaß: es ist also wichtig, dass beide Partner lernen, dass sie sehr unterschiedliche Rollen haben. Und je eher jeder seiner Rolle ausführt, desto mehr gelingt das Tanzen mit viel Spaß. Das hat übrigens nichts mit "Bestimmen/Unterwerfen" zu tun – ich werde das in einem eigenen Artikel genauer beschreiben. Was für beide Neuland ist: die Art, wie beide im Paartanz kommunizieren müssen, ist non-verbal: Body Language! Und das fällt – je nach Typ – durchaus auch schwer, denn man lernt mit dem Körper. Und außerdem muss sich nicht nur der eigene Körper bewegen, sondern es muss zu zweit funktionieren und der andere hat vielleicht ein ganz andere Art, sich zu bewegen. Und das muss man gegebenenfalls auch aushalten, denn man selbst hat vielleicht ein ganz anderes Gefühl, für die Bewegung oder den Rhythmus, die gerade dran sind. "Geduld haben" und "Aushalten können" sind also hilfreich.
Welche Tänze lernt man im Grundkurs?
Wir unterrichten bei uns im Grundkurs die Tänze Langsamer und Wiener Walzer, Foxtrott und Slowfox, Cha Cha, Rumba, Samba, Salsa, Swing (= Lindy Hop / Boogie) und Discofox. Das geht auch mit Hilfe von Leicht-Lern-Methoden und der richtigen Dosierung sehr gut. Was gar nicht gut geht: 10 Tänze in 10 Terminen. Da sind Streit und Mißerfolg vorprogrammiert. 10 Tänze in 10 Terminen ist für mich ein Knock-Out-Kriterium und ich rate dazu, schnell eine andere Tanzschule aufzusuchen.
Wie wäre es, natürlich, elegant und authentisch miteinander zu tanzen?
Es liegt in der Verantwortung des Tanzlehrers, nicht nur Schritte zu vermitteln. Denn das alleine ist banal und dazu kann man auch Youtube-Videos schauen. Viel wichtiger ist, dass der Tanzlehrer es schafft, aus zwei Spaziergängern ein natürlich tanzendes Paar zu formen. Denn wer natürlich tanzt, fühlt sich gut und sieht auch gut dabei aus. Häufig geben sich Tanzschüler zu viel Mühe: zu viel rauf und runter, zu große Schritte, zu viel Hüpfen. Hier ist der Tanzlehrer gefordert, das Paar für eine passendere Bewegung zu begeistern.
Noch 2 Details:
Meiner Ansicht nach wird den Tanzschülern nicht genug erklärt, wie man einen Vorwärtschritt zwischen die Füße des Partners macht. Dieser Moment entscheidet nämlich viel darüber, ob man bequem und natürlich (und mit möglichst wenig Treffern) tanzt.
Weiterhin denke ich auch, dass der Tanzlehrer dafür zuständig ist, für die richtige Art der Zusammenarbeit beider Partner zu sorgen. Denn häufig versucht der eine Partner, dem anderen etwas zu erklären, einzuzählen, zu kommentieren. All das verschlechtert die Laune und behindert das gemeinsame Bewegungs-Lernen. Der Tanzlehrer muss also „Anwalt“ des Leaders sein, damit dieser störungsfrei seinen Bewegungsauftrag erledigen kann. Und ebenso muss er Coach des Followers sein, damit dieser lernt, das eigene Reden gegen (wortfreies) Mitmachen einzutauschen.
Lernkurve – steil und schön
Am Anfang hat man beim Tanzen-Lernen eine steile Lern-Kurve: Jede Woche gibt es ein neues Feuerwerk, jede Woche neue Schritte, Drehungen, Moves. Das macht Spaß und man erntet schnell die „low hanging fruits“. Ich finde deswegen, dass der Anfänger-Kurs eine tolle Zeit ist. Das ändert sich mit der Zeit, denn die Lernkurve wird irgendwann abflachen (meistens im weiter fortgeschrittenen Bereich. Daher mein Tip: Selbst wenn man spürt, dass man noch nicht alles perfekt kann, trotzdem den Moment mit dem Partner geniessen!
* aus Vereinfachungs-Gründen schreibe ich er/sie, gemeint ist Leader und Follower und dabei kann jeder jede Rolle haben, unabhängig des Geschlechtes...
19.6.2024:
„Pata Pata“ mit den Händen, „Cha Cha Cha“ in den Füßen:Warum „Pata Pata“ ein Hit ist, im Township und im BallroomDas Lied „Pata Pata“ hat Miriam Makeba berühmt gemacht. Es ist einzigartig, denn sowohl in den Townships Südafrikas als auch auf dem Parkett der Ballhäuser wird gerne dazu getanzt. Und obwohl es unpolitisch ist, hat es Miriam Makeba Rückenwind für ihr politisches Auftreten gegeben:
…and everybody starts to move, as soon as Pata Pata starts to playZum Lied "Pata Pata“ tanzen wir (die Ballroom-Dancer, also die Standard-und-Latein-Tänzer) schon ewig, und zwar
Cha Cha Cha. Ich kann mich genau erinnern, dass der Song schon von Anfang an in meinem musikalischen Repertoire war, denn in den 1990ern war man froh über alles, was über Hugo Strasser hinausging. In die gleiche Abteilung gehört für mich „Oye como va“ von Santana,
„Marcia baila“ von Les Rita Mitsouko, die wunderbaren Cha Chas von Nat King Coles
Album „Español“ oder das
Album „Cha Cha“ von Della Reese.
Rhythmus, Spaß haben und Anfassen – darum geht’s auch im Cha Cha ChaDiese Podcast-Folge beleuchtet die Geschichte des Songs. Und vor allem das Leben und Werk von Miriam Makeba, auch im politischen Kontext. Kurz: Pata Pata war ein Tanz, weder paarweise noch in Formation, sondern einfach Tanzen. Ganz nach dem Motto
„Jeder der laufen kann, kann auch tanzen!“ Vor allem ging es ums Spaß haben und Anfassen, denn Pata Pata ist lautmalerisch und kommt vom Patschen der Hand auf die Haut. Genau wie beim Cha Cha: denn das „Cha Cha Cha“ ist der Sound der Schuhe, die auf dem Boden rutschen. Und zwar beim geteilten 4. Schlag, also auf „4 und 1“. Manchmal gebe ich den
Auftrag an Tänzer, die mir zu viel Hüpfen: „Tanz rutschi-rutsch! oder schlurfi-schlurf!“
Cha Cha unterrichte ich übrigens im
Grundkurs. Wenn das richtig – also mit
Leicht-Lern-Methode – aufgebaut wird, dann klappt das auch ganz wunderbar.
Pata Pata (in der bekanntesten Version) ist im 4/4-Takt und mit 123 BPM oder 31 TPM ziemlich genau so notiert, wie wir Tänzer den Cha Cha gerne tanzen.
Pata Pata ist kein politisches Lied, aber irgendwie dann doch:Denn Miriam Makeba war eine politische Person und die erste schwarze, afrikanische Frau, die ein weltweiter Star wurde. Man nannte sie auch „Mama Afrika“, weil sie neben der häßlichen Fratze der Apartheid der Welt noch ein anderes Gesicht von Südafrika gezeigt hat: weiblich, bunt, sanft, musikalisch. Man wünschte sich für dieses Land, dass es wieder mehr Makebas und Mandelas gäbe.
Und wer in Jo’burg zur Zeit der Apartheid lustig war, auf der Straße tanzte und sich anfasste, der machte allein schon damit aus Musik und Tanz: Politik.
Spannend, dass Pata Pata aktuell nochmal einen anderen Dreh bekommen hat: durch Covid motiviert hat Angélique Kidjo eine ziemlich coole und putzige Aufklärungs-„No pata“-Version gemacht, Links siehe unten.
Zur Spotify-Liste von interessanten Versionen des Liedes (s.u.) hier noch meine Kommentare:
- Pata Pata von Dorothy Masuka:
Es geht los mit einer Vor-Version des Liedes, nicht so rhythmisch wie die spätere berühmte Version von Miriam Makeba, trotzdem schön - Pata Pata von Miriam Makeba:
die bekannte und berühmte Version von Miriam Makeba, 1967 in US-Charts Platz 12, bei uns Platz 14 - Pata Pata von Miriam Makeba:
eine jüngere, etwas leisere Version von Miriam Makeba, von 2003, aber interessant und mit jazzigen Anklängen - Pata Pata von Angélique Kidjo:
mit der Covid-Aufklärungs-Variante „No Pata“ – Nicht anfassen! Das Video ist ganz süß! - Pata Pata von Themba Mkhize und der SWR Bigband:
eine schöne Fusion-Version - Pata Pata von Somi:
eine nachdenkliche aber schöne Crossover-Variante - die Lation-Abteilung: Pata Pata von Tito Puente...
- Pata Pata von Chayanne und
- José Alberto „El Canario“
liefern gültige Cuban- / Latino-Adaptionen - Pata Pata von Aquabella
sie singen akapella. Die Klick-Laute, die man hier so schön hört, sind typisch für Xhosa, die Sprache der Xhosa, einer der indigenen Völker in Südafrika - Pata Pata von Lang Lang und
- Pata Pata von Sylvain Luc
liefern auf jeweils eigenen Instrumenten schöne Versionen - Pata Pata von Howard Carpendale
... würde er doch Englisch singen, mit besserem Text, es könnte ganz schön sein - Pata Pata von den Hopfenswinger und ...
- Otto mit "Dummasack" liefern spezielle Versionen
- Zurück zu ernst zu nehmenden: Wilson Simonal interpretiert weich und brasilianisch
- Paul Mauriat im Stil der 70er Jahre als Fahrstuhl-Musik-Variante. Zum Schluß kommen wir zu ausgesprochenen „Dance-Versions“:
- Homo Novo spielt Pata Pata dancefloor-ertüchtigt…
- Hugo Strasser fürs Turnier-Parkett, interessanterweise als Samba, und zuletzt
- Pata Pata von Orchester Werner Tauber:
so mochte man es früher auf dem Turniertanzparkett
Hier die Spotify-Playlist zu den o.g. Versionen
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© Diereck Dross, 19.6.2024
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Quelle:
Bild Miriam Makeba