heiter weiter - der Tanzschul-Blog in Frankfurt

19.6.2024:
„Pata Pata“ mit den Händen, „Cha Cha Cha“ in den Füßen:

Warum „Pata Pata“ ein Hit ist, im Township und im Ballroom

Das Lied „Pata Pata“ hat Miriam Makeba berühmt gemacht. Es ist einzigartig, denn sowohl in den Townships Südafrikas als auch auf dem Parkett der Ballhäuser wird gerne dazu getanzt. Und obwohl es unpolitisch ist, hat es Miriam Makeba Rückenwind für ihr politisches Auftreten gegeben:

Tanzschule-Frankfurt-Miriam-Makeba-Pata-Pata

…and everybody starts to move, as soon as Pata Pata starts to play

Zum Lied "Pata Pata“ tanzen wir (die Ballroom-Dancer, also die Standard-und-Latein-Tänzer) schon ewig, und zwar Cha Cha Cha. Ich kann mich genau erinnern, dass der Song schon von Anfang an in meinem musikalischen Repertoire war, denn in den 1990ern war man froh über alles, was über Hugo Strasser hinausging. In die gleiche Abteilung gehört für mich „Oye como va“ von Santana, „Marcia baila“ von Les Rita Mitsouko, die wunderbaren Cha Chas von Nat King Coles Album „Español“ oder das Album „Cha Cha“ von Della Reese.

Rhythmus, Spaß haben und Anfassen – darum geht’s auch im Cha Cha Cha
Diese Podcast-Folge beleuchtet die Geschichte des Songs. Und vor allem das Leben und Werk von Miriam Makeba, auch im politischen Kontext. Kurz: Pata Pata war ein Tanz, weder paarweise noch in Formation, sondern einfach Tanzen. Ganz nach dem Motto „Jeder der laufen kann, kann auch tanzen!“ Vor allem ging es ums Spaß haben und Anfassen, denn Pata Pata ist lautmalerisch und kommt vom Patschen der Hand auf die Haut. Genau wie beim Cha Cha: denn das „Cha Cha Cha“ ist der Sound der Schuhe, die auf dem Boden rutschen. Und zwar beim geteilten 4. Schlag, also auf „4 und 1“. Manchmal gebe ich den Auftrag an Tänzer, die mir zu viel Hüpfen:  „Tanz rutschi-rutsch! oder schlurfi-schlurf!“
Cha Cha unterrichte ich übrigens im Grundkurs. Wenn das richtig – also mit Leicht-Lern-Methode – aufgebaut wird, dann klappt das auch ganz wunderbar.
Pata Pata (in der bekanntesten Version) ist im 4/4-Takt und mit 123 BPM oder 31 TPM ziemlich genau so notiert, wie wir Tänzer den Cha Cha gerne tanzen.

Pata Pata ist kein politisches Lied, aber irgendwie dann doch:
Denn Miriam Makeba war eine politische Person und die erste schwarze, afrikanische Frau, die ein weltweiter Star wurde. Man nannte sie auch „Mama Afrika“, weil sie neben der häßlichen Fratze der Apartheid der Welt noch ein anderes Gesicht von Südafrika gezeigt hat: weiblich, bunt, sanft, musikalisch. Man wünschte sich für dieses Land, dass es wieder mehr Makebas und Mandelas gäbe.
Und wer in Jo’burg zur Zeit der Apartheid lustig war, auf der Straße tanzte und sich anfasste, der machte allein schon damit aus Musik und Tanz: Politik.
Spannend, dass Pata Pata aktuell nochmal einen anderen Dreh bekommen hat: durch Covid motiviert hat Angélique Kidjo eine ziemlich coole und putzige Aufklärungs-„No pata“-Version gemacht, Links siehe unten.

Zur Spotify-Liste von interessanten Versionen des Liedes (s.u.) hier noch meine Kommentare:

  1. Pata Pata von Dorothy Masuka:
    Es geht los mit einer Vor-Version des Liedes, nicht so rhythmisch wie die spätere berühmte Version von Miriam Makeba, trotzdem schön
  2. Pata Pata von Miriam Makeba:
    die bekannte und berühmte Version von Miriam Makeba, 1967 in US-Charts Platz 12, bei uns Platz 14
  3. Pata Pata von Miriam Makeba:
    eine jüngere, etwas leisere Version von Miriam Makeba, von 2003, aber interessant und mit jazzigen Anklängen
  4. Pata Pata von Angélique Kidjo:
    mit der Covid-Aufklärungs-Variante „No Pata“ – Nicht anfassen! Das Video ist ganz süß!
  5. Pata Pata von Themba Mkhize und der SWR Bigband:
    eine schöne Fusion-Version
  6. Pata Pata von Somi:
    eine nachdenkliche aber schöne Crossover-Variante
  7. die Lation-Abteilung: Pata Pata von Tito Puente...
  8. Pata Pata von Chayanne und
  9. José Alberto „El Canario“
    liefern gültige Cuban- / Latino-Adaptionen
  10. Pata Pata von Aquabella
    sie singen akapella. Die Klick-Laute, die man hier so schön hört, sind typisch für Xhosa, die Sprache der Xhosa, einer der indigenen Völker in Südafrika
  11. Pata Pata von Lang Lang und
  12. Pata Pata von Sylvain Luc
    liefern auf jeweils eigenen Instrumenten schöne Versionen
  13. Pata Pata von Howard Carpendale
    ... würde er doch Englisch singen, mit besserem Text, es könnte ganz schön sein
  14. Pata Pata von den Hopfenswinger und ...
  15. Otto mit "Dummasack" liefern spezielle Versionen
  16. Zurück zu ernst zu nehmenden: Wilson Simonal interpretiert weich und brasilianisch
  17. Paul Mauriat im Stil der 70er Jahre als Fahrstuhl-Musik-Variante. Zum Schluß kommen wir zu ausgesprochenen „Dance-Versions“:
  18. Homo Novo spielt Pata Pata dancefloor-ertüchtigt…
  19. Hugo Strasser fürs Turnier-Parkett, interessanterweise als Samba, und zuletzt
  20. Pata Pata von Orchester Werner Tauber:
    so mochte man es früher auf dem Turniertanzparkett
Hier die Spotify-Playlist zu den o.g. Versionen

Dein Feedback würde mich freuen, gerne per Mail oder über die anderen bekannten Kanäle...

© Diereck Dross, 19.6.2024
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Quelle: Bild Miriam Makeba