Wie funktioniert die perfekt Hochzeits-Vorbereitung? Mit Hochzeits-Tanzkurs? Privatstunden? Youtube? Choreographie? Hier kommen die Antworten!
Warum gibt es überhaupt einen Brauttanz?
Der Brauttanz ist die gesellige Entsprechung zur kirchlichen Trauung, auch hier gibt es einen Auftritt und mal legt Zeugnis vor Publikum ab. Der harmonisch getanzte Paartanz steht als Sinnbild für die harmonische Vereinigung zweier Individuen in der Beziehung. Außerdem wird der Brauttanz häufig als Schnittstelle innerhalb des Ablaufs der Hochzeitsfeierlichkeiten genutzt, ganz klassischer Weise um das Ende des Fest-Essens mit dem Beginn der Party zu verbinden.
Welchen Brauttanz möchte eigentlich das Publikum sehen?
Meine Meinung: das Publikum möchte zunächst mal das Brautpaar nicht leiden sehen. Hört sich selbstverständlich an, aber bei manchem Brauttanz ist leider weder Spaß noch Genuß, dafür aber viel Stress im Spiel. Ich denke, dass Publikum hat zunächst mal keine besonderen Erwartungen, sondern wünscht sich sicher etwas Gelingendes, einen schönen, romantischen Moment. Diese Erwartungen stehen übrigens im Gegensatz zu manchen Vorstellungen von Brautpaaren. Teilweise wird hier ein unglaublich hoher Anspruch angesetzt, mit komplizierten Choreografien und schwieriger Musik. Leider ist Youtube hier genau der falsche Ratgeber, denn in der Regel sieht man dort Profis tanzen, auch wenn es nicht so aussieht. Ich halte in dem Zusammenhang den „Crazy Wedding Dance“ für einen echten Fluch und ich bin mir sicher, dass unter diesem Anspruch nicht wenige Brautpaare ziemlich gelitten haben. Daher wiederhole ich an dieser Stelle gern: ich bin sicher, die meisten im Publikum möchten ein entspanntes Brautpaar sehen, das einen gemeinsamen, romantischen Moment zelebriert.
Choreografie, einstudieren oder frei tanzen?
Hier empfehle ich ganz klar und eindeutig: Keine Choreografien lernen, sondern frei tanzen! Warum?
In der Regel hat das Brautpaar, bis es zum Brauttanz kommt, schon einen sehr aufregenden und auch sicher anstrengenden Tag hinter sich. Vielleicht ist auch schon das ein oder andere Glas Sekt getrunken worden. Außerdem trägt man ja auch keine alltägliche Garderobe. All das findet auch noch vor Publikum statt. Wenn man sich diese Ausgangssituation vor Augen führt, ist eine auf die Note genau choreografierter Show super anstrengend und stressig. Das ist was für Profis, die jeden Tag mehrere Stunden genau das üben.
Also: Eine eingeübte Choreograpie bringt keine Erleichterung, sondern im Gegenteil, erhöht sogar den Stress! Daher plädiere ich dafür, bereits weit im Vorfeld gemeinsam Paartanz zu lernen, in einer regelmäßigen und entspannten Dosis,
eben einen ganz normalen Tanzkurs zu besuchen. Idealerweise beginnt man ein Jahr vor der Hochzeit damit, dann wird man jede Menge Tänze und Lieder kennen lernen, die einem vielleicht gefallen und man wird Routine entwickeln. Und Routine bringt Sicherheit, und Sicherheit führt dazu, dass man auch im Spotlight, wenn alle zuschauen, entspannt tanzen kann und choreografisch eben das abruft, was sowieso schon im Körper ist und trainiert wurde.
Empfehlung der Tanzschule Diereck Dross in Frankfurt für den konkreten Ablauf des Hochzeitstanz:
Der DJ oder der oder die Band oder der Moderator hat dafür gesorgt, dass die Hochzeitsgesellschaft sich kreisförmig am Rand um die Tanzfläche stellt. Es ist wichtig, dass alle Gäste stehen, denn sie sollen sprungbereit sein, um danach gleich selber mittanzen zu können.
Idealerweise läuft die gesamte Zeit schon Musik im Hintergrund, das kann das eigentliche Lied sein, zu dem getanzt wird, oder eine andere Hintergrundmusik. Super ist es, wenn jemand das Publikum charmant per Mikrofon leitet. Also ein Conferencier, Master of Ceremony, ein Moderator.
Dieser würde dann das Publikum bitten, das Hochzeitspaar mit einem großen Applaus zu begrüßen. Das Hochzeitspaar steht am Rand, auf der Mittelachse der Fläche.
Der Bräutigam steht links, die Braut rechts von ihm. Er lädt sie ein, mit ihm die Tanzfläche zu betreten, und führt sie an der Hand oder am Arm auf der Mittelachse in die Mitte der Tanzfläche (das ist jetzt ein Zitat: nämlich des Einmarschs in der Kirche bis zum Altar) und stellt sie sich Gegenüber auf und lässt sie dann los. Als nächstes fordert er sie zum Tanz auf, am schönsten mit einer einladenden Geste. Sie würde auch mit einer Geste antworten, dahingehend, dass sie seine Einladung annimmt, beide treffen sich und gehen gemeinsam in Tanzhaltung und beginnen den Tanz. Ich empfehle, dass so lange getanzt wird, wie der Bräutigam möchte und wie es beiden Spaß macht. Die Länge des Musikstückes finde ich unrelevant, und mehr als 2 Minuten finde ich persönlich zu viel. Wichtig ist es, den Tanz für die Braut und auch für das Publikum klar zu beenden, das bedeutet, zunächst mal den Tanz so zu stoppen, dass es für sie spürbar und angenehm ist, danach würde man sie ausdrehen. An dieser Stelle ist es übrigens gar nicht so schlecht, wenn noch ein wenig Musik übrig ist vom Lied, denn dann gibt es noch ein bisschen Hintergrund-Geräusch, was die Situation besser begleitet.
Wenn er dann den Tanz beendet und sie ausdreht, ist das auch der Moment, in dem idealerweise großer Applaus vom Publikum gespendet wird, gerne auch, weil der Moderator entsprechend dazu animiert („… und jetzt einen riesengroßen Applaus für unser Brautpaar!“).
Einschub: Ich empfehle, dass das Brautpar nur ein Lied alleine „auf der Bühne“ tanzt.
Je nach Vorlieben des Paares und der Familiensituation geht es nun weiter, ich empfehle das immer als Option:
Tanz mit den Eltern
Nicht umsonst findet der Brauttanz in und mit Gesellschaft statt, mit der Familie und den Freunden. Daher ist auch ein wenig die Frage, inwieweit man die Familie einbindet. Hier ein klassischer, möglicher Ablauf:
Direkt nach dem Brauttanz führt der Bräutigam die Braut zu ihrem Vater, dieser wiederum führt die Braut auf die Fläche und tanzt mit ihr. Sobald er die Braut abgegeben hat bei ihrem Vater, fordert er selbst seine Mutter auf und tanzt mit ihr. Weiterhin fordert der Vater des Bräutigams die Mutter der Braut ebenfalls zum Tanz auf, dann wären also drei Paare der Familie auf der Fläche.
Auch diesen Ablauf würde ich mit allen Beteiligten vorher proben. Am besten in einer entspannten Situation, das kann auch bei einem Grillabend oder im Wohnzimmer bei einem Glas Sekt stattfinden, Hauptsache alle teilnehmenden Personen wissen, was sie zu tun haben und sind auch darauf vorbereitet. Denn nicht alle fühlen sich wohl mit dem Gedanken, in solch einer Situation exponiert zu sein und auch zu tanzen. Mit Vorbereitung ist das für alle entspannter und kann auch zu einem schönen gemeinsamen Familienerlebnis führen. Auch das kann man in der Tanzschule, in einem Privatkurs, mit fachkundiger Hilfe durchprobieren.
Icebreaker / Übergang zur Party
Häufig ist ja der Brauttanz auch als Eröffnung der Party gedacht, sprich: danach sollen alle tanzen! Nun ist es aber so, dass wir kulturell nicht unbedingt sofort alle auf die Tanzfläche stürmen und los tanzen. Daher ist ein Eisbreaker eine gute Idee, liefert auch einem DJ oder einer Band eine gute Vorlage, um weiter zu machen. Die große Aufgabe ist es, möglichst viele Leute möglichst schnell auf die Tanzfläche zu bringen und auch zum Tanzen zu bringen. Ich würde den Elterntanz für diesen Mechanismus nutzen, das bedeutet auch hier würde ich kein ruhiges oder langsames Lied mehr empfehlen, sondern eines, dass zündet (nur als Beispiel:
Snap, Rhythm is a dancer ). Noch zwei weitere Tricks, um die Party möglichst schnell mit möglichst vielen Tänzern zu zünden starten: bereits im Vorfeld sollten mehrere Paare (von denen man weiß, dass sie gerne tanzen und routiniert sind) beauftragt werden, ohne zu warten und ohne zu zögern sofort beim Elterntanz mit auf die Fläche zu kommen und einzusteigen. Wenn dann vom Conferencier, Master of Ceremony, Moderator zeitgleich noch charmant zum Tanzen eingeladen wird, und die Tanzfläche offiziell eröffnet wird („liebe Freunde, liebe Verwandte, jetzt geht's los, kommt mit uns auf die Fläche tanzen, wir starten die Party!“ ), hat man eine gute Chance, dass die Feier richtig losgeht und die Gäste wirklich tanzen.
Musik
Hier eine lose Auswahl von Liedern, die bei uns in letzter Zeit für Hochzeitsvorbereitung von den Tänzern selbst mitgebracht/vorgeschlagen wurde:
GIMS – Est-ce que tu m'aimes ? / Yelawolf – You and Me / John Legend – All of Me / Callum Scott – You Are the Reason / Nothin‘ – Nicki Bluhm and The Gramblers / Labrinth – Power Couple / Fire on Fire – Sam Smith / …
Meine Empfehlung
Vielleicht hat das Paar ein ganz besonderes Lied, das gut tanzbar ist. Das ist natürlich super, dann sollte man dieses Lied nehmen, dazu trainieren und damit auch performen. Wenn es keine besondere Vorstellung gibt und auch noch keine Musikrichtung, möchte ich hier meinem ganz klare Empfehlung vorschlagen, ein Song, der vielen anderen weit überlegen ist: Que sera von Doris Day